Überraschend sizilianisch!
11.11.2015
Nach meinem Politik-Diplom hatte es mich gen Süden gezogen. So habe ich am Goethe-Zentrum Palermo begonnen, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten und nach fast zwei Jahren Sizilien war ich kulinarisch von Kopf bis Fuss verwöhnt. Gegrillte Calamari und frisch gefangene Orade, Caponata zu gefüllten Auberginenröllchen, Cannoli mit Ricottacreme und last but not least: Granita zum Frühstück an heissen Sommertagen.
Als ich im Sommer 2001 schweren Herzens meine Umzugskartons packte, meine Wohnung an den Quattro Canti und Palermo hinter mir liess und wieder gen Norden zog, hatte ich mir geschworen, „sul continente“ – auf dem „Kontinent“, denn so nennen viele Sizilianer das italienische Festland – nie Granita zu essen, denn ich wollte meine Erinnerungen an Sizilien nicht buchstäblich verwässern…
Schweren Herzens, denn die Insel und ihre BewohnerInnen hatten sich einen festen Platz auf meiner inneren Landkarte erobert. „Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem!“ so Johann Wolfgang von Goethe bereits 1787 auf seiner italienischen Reise, die ihn auch nach Palermo führte.
In der Gelateria Artigianale Capo Horn im norditalienischen Lecco habe ich meinen Schwur gebrochen und es bis heute nicht bereut. Granita wird bei Pasquale und Tiziana getreu traditioneller sizilianischer Rezepturen und aus feinsten Zutaten hergestellt. Nach der allerersten Pistaziengranita war ich übrigens nicht nur unwiederbringlich zur Stammkundin geworden, sondern es entstand auch eine tiefe Freundschaft zu den beiden mehr als sympathischen Eismachern Tiziana und Pasquale, die mit viel Leidenschaft und Humor dafür sorgen, dass ich nicht bis ans Ende der Welt reisen muss, um ein grossartiges Eis zu essen, sondern nur bis auf die Piazza Cermenati, zu Capo Horn.